Dejagahs "Judenboykott"
Die Fakten sind so weit bekannt:
Ashkan Dejagah ist 21, Fußball-Profi in Diensten des VfL Wolfsburg, Spieler der deutschen U-21-Nationalmannschaft - und hat deutsch-iranische Wurzeln.
Aus "persönlichen Gründen" hat er Teilnahme am Spiel in Israel abgesagt, der DFB hat dies auch akzeptiert. Es wird vermutet, dass seinen Angehörigen im Iran Sanktionen drohen könnten, wenn Dejagah gegen Israel antritt.
Eine Story, die so wunderbar ins Jahr 2007 passt, dass wahrscheinlich an allen Ecken insgeheim gejubelt wird. Auf dem Rücken eines 21-Jährigen, der wahrscheinlich nicht viel mehr will als Fußball spielen, lässt sich der Nahost-Konflikt wunderbar austragen.
Die BLÖDzeitung erzählt ihren Lesern nur die Hälfte, wie das BILDblog berichtet. BLÖD fordert, der Bursche dürfe nie wieder für Deutschland spielen.
Der gute alte Pawlowsche Reflex funktioniert aber auch beim Zentralrat der Juden ganz gut und der schließt sich der Meinung von BLÖD an.
Ja klar, es ist das gute recht sowohl der BLÖD als auch des Zentralrates, die eigene Meinung zu vertreten. Da rennen sie bei mir offene Türen ein, denn ich persönlich bin ein Verfechter der absoluten Meinungsfreiheit - dürfte jeder Nazi, jeder Scientologe und jeder übergeschnappte Mullah seine Meinung frei äußern, wäre IMO viel gewonnen. Natürlich müsste dann auch jeder mit dem Echo leben können.
Gut, ich schweife ab.
Die Frage ist doch:
Was hat sich der 21-Jährige bei seinem Schritt gedacht?
Ich sage: Wahrscheinlich nichts außer an seine Familie, die unter der Fuchtel eines Religionsfaschisten lebt. Die Sorge ist nachvollziehbar und verständlich. Aber jetzt muss der Bursche die Konsequenzen tragen - nie mehr DFB-Auswahl.
Klar, er hätte, wie es auch Dülp auf dem Bolzplatz schreibt, geschickterweise eine Muskelverhärtung vorschieben können.
So viel Cleverness muss ich auch einem 21-Jährigen abverlangen können. Dadurch, dass er unvorsichtig war, hat er viel Porzellan zerschlagen. Und wenn er mit Bedacht auf so eine Ausrede verzichtet hätte, dann hätte er sich selber sehenden Auges zum Politikum gemacht - dann hätte er schon erst recht nichts mehr in einem DFB-Kader verloren.
Der Zentralrat der Juden, vor allem Vizepräsident Dieter Graumann, der von einem "persönlichen Judenboykott" spricht, muss sich aber auch fragen lassen, ob er es für besonders clever hält, mit solchen Worten um sich zu werfen. Wie gesagt: Radikale freie Meinungsäußerung für alle. Aber dann sage ich: Herr Graumann, Ihr Jammerlappen-Image kotzt mich an.
Fußnote: Der einzig akzeptable Grund, eine Berufung in die Nationalmannschaft nicht anzunehmen, ist (abgesehen von Verletzungen) das Veto des Vereins. Alles andere hat zum sofortigen und unwiderruflichen Streichen von der Liste zu führen. Das Thema ist nicht dazu geeignet, hier mit glossenhaften Beispielen zu kommen, was als nächstes für Ausreden zu erwarten sind. Aber mir fallen da ein paar ein...
Nachträge:
Einen lesenswerten Beitrag der 11 Freunde gibt es hier.
Einen ebensolchen der Süddeutschen hier.
Ashkan Dejagah ist 21, Fußball-Profi in Diensten des VfL Wolfsburg, Spieler der deutschen U-21-Nationalmannschaft - und hat deutsch-iranische Wurzeln.
Aus "persönlichen Gründen" hat er Teilnahme am Spiel in Israel abgesagt, der DFB hat dies auch akzeptiert. Es wird vermutet, dass seinen Angehörigen im Iran Sanktionen drohen könnten, wenn Dejagah gegen Israel antritt.
Eine Story, die so wunderbar ins Jahr 2007 passt, dass wahrscheinlich an allen Ecken insgeheim gejubelt wird. Auf dem Rücken eines 21-Jährigen, der wahrscheinlich nicht viel mehr will als Fußball spielen, lässt sich der Nahost-Konflikt wunderbar austragen.
Die BLÖDzeitung erzählt ihren Lesern nur die Hälfte, wie das BILDblog berichtet. BLÖD fordert, der Bursche dürfe nie wieder für Deutschland spielen.
Der gute alte Pawlowsche Reflex funktioniert aber auch beim Zentralrat der Juden ganz gut und der schließt sich der Meinung von BLÖD an.
Ja klar, es ist das gute recht sowohl der BLÖD als auch des Zentralrates, die eigene Meinung zu vertreten. Da rennen sie bei mir offene Türen ein, denn ich persönlich bin ein Verfechter der absoluten Meinungsfreiheit - dürfte jeder Nazi, jeder Scientologe und jeder übergeschnappte Mullah seine Meinung frei äußern, wäre IMO viel gewonnen. Natürlich müsste dann auch jeder mit dem Echo leben können.
Gut, ich schweife ab.
Die Frage ist doch:
Was hat sich der 21-Jährige bei seinem Schritt gedacht?
Ich sage: Wahrscheinlich nichts außer an seine Familie, die unter der Fuchtel eines Religionsfaschisten lebt. Die Sorge ist nachvollziehbar und verständlich. Aber jetzt muss der Bursche die Konsequenzen tragen - nie mehr DFB-Auswahl.
Klar, er hätte, wie es auch Dülp auf dem Bolzplatz schreibt, geschickterweise eine Muskelverhärtung vorschieben können.
So viel Cleverness muss ich auch einem 21-Jährigen abverlangen können. Dadurch, dass er unvorsichtig war, hat er viel Porzellan zerschlagen. Und wenn er mit Bedacht auf so eine Ausrede verzichtet hätte, dann hätte er sich selber sehenden Auges zum Politikum gemacht - dann hätte er schon erst recht nichts mehr in einem DFB-Kader verloren.
Der Zentralrat der Juden, vor allem Vizepräsident Dieter Graumann, der von einem "persönlichen Judenboykott" spricht, muss sich aber auch fragen lassen, ob er es für besonders clever hält, mit solchen Worten um sich zu werfen. Wie gesagt: Radikale freie Meinungsäußerung für alle. Aber dann sage ich: Herr Graumann, Ihr Jammerlappen-Image kotzt mich an.
Fußnote: Der einzig akzeptable Grund, eine Berufung in die Nationalmannschaft nicht anzunehmen, ist (abgesehen von Verletzungen) das Veto des Vereins. Alles andere hat zum sofortigen und unwiderruflichen Streichen von der Liste zu führen. Das Thema ist nicht dazu geeignet, hier mit glossenhaften Beispielen zu kommen, was als nächstes für Ausreden zu erwarten sind. Aber mir fallen da ein paar ein...
Nachträge:
Einen lesenswerten Beitrag der 11 Freunde gibt es hier.
Einen ebensolchen der Süddeutschen hier.
steckschuss - 9. Okt, 11:57
Trackbacks zu diesem Beitrag
Welt Hertha Linke - 11. Okt, 14:13
Ashkan Dejagah und die schwierige Frage: Wie geht man mit seiner L�nderspielabsage um?
Ich habe mich ja erst einmal zur�ckgehalten... [weiter]
Gregor Keuschnig - 9. Okt, 12:59
Interessant, dass viele von denen, die einen Olympia-Boykott für Beijing 2008 in Erwägung ziehen oder sogar schon fordern (wegen der politischen Lage in Myanmar) in diesem Fall hier auf das "Verbindende" und das "Unpolitische" des Sports zurückgreifen und Dejagah verurteilen. Und dieselbe Frau Knobloch vom Zentralrat der Juden, die im vergangenen Jahr Sanktionen für die iranische Fussballnationalmannschaft forderte, entblödet sich nicht folgendes zu sagen: "Wer ... ein Länderspiel gegen Israel verweigert, handelt zutiefst unsportlich, denn gerade sportliche Wettkämpfe werden friedlich, respektvoll ausgetragen und überwinden politische Spannungen." (Hervorhebung von mir; zitiert nach SpOn.)
Jammerlappen-Image trifft es m. E. nicht ganz: Jammerlappen-Pose käme besser.
Jammerlappen-Image trifft es m. E. nicht ganz: Jammerlappen-Pose käme besser.
steckschuss - 9. Okt, 13:25
In der Tat ein reizvoller Gedanke, Aussagen über Peking-Boykott und Dejagah zu vergleichen...
Die "Jammerlappen-Pose" - Zustimmung, ist gekauft.
Die "Jammerlappen-Pose" - Zustimmung, ist gekauft.
Trackback URL:
https://steckschuss.twoday.net/stories/4333433/modTrackback